Liebe Schwestern und Brüder,
nach Bethlehem zu kommen, in den Geburtsort unseres Herrn und Bruders Jesus von Nazareth, ist immer ein schöner Augenblick, einer von vielen Höhepunkten, die eine Pilgerreise in das Heilige Land bereithält. Die mächtige Geburtsbasilika, die schmale, gewundene Treppe in die kleine Unterkirche, in der ein goldener Stern die Stelle markiert, an der Jesus Christus, der Sohn unseres lebendigen Gottes, von Maria geboren wird. Einmal mehr wird an diesem besonderen Ort deutlich und bewusst: Gott ist keine abstrakte Idee, kein irgendwie geartetes höheres Wesen. Gott wird Mensch, Gott wird Fleisch und Blut,einer von uns, als Kind in der Krippe. Gott wird Mensch, er teilt unser Leben, er lebt unser Leben. Er begleitet uns auf den Wegen unseres Lebens. Gott wird Mensch, er ist der verheißene „Immanuel“, der „Gott mit uns“. So soll konkret und wahr werden, was die Stimme aus dem Dornbusch dem Mose verheißt: Ich bin der „Ich-bin-da“, „Jahwe“. Es gibt keine Zeit und keinen Ort, keine Situation und keine Gelegenheit, in denen es nicht so wäre.
Nach der Geburtsbasilika sieht das Programm einer Pilgerreise meistens einen Besuch auf den Hirtenfeldern bei Bethlehem vor. Und am Ort, an denen die Hirten den Gesang der Engel vernehmen durften, wird es immer möglich, das ein oder andere Weihnachtslied zu singen, auch im Frühjahr, im Sommer oder Herbst. Ungewohnt, zunächst etwas befremdlich, aber: Gott wird ja Mensch, um immer, an jedem des Jahres, an allen Tagen unseres Lebens, der „Gott mit uns“ zu sein, der „Immanuel“.
Das ist mein Wunsch für Sie und für alle Ihre Lieben, in diesen schweren und schwierigen Zeiten der Pandemie, in denen schon so lange viel auf den Kopf gestellt ist, uns bedrängt, einengt und bedrückt: Gott als den Lebendigen, den Menschgewordenen zu spüren, der treu an unserer Seite steht und uns an jedem Tag unseres Lebens seinen Segen schenkt.
Gesegnete Weihnachten und ein gutes Jahr 2022!
Ihr
Pfarrer Thorsten Neudenberger